Erst in der Totalitätszone verließen wir die Autobahn und sofort waren die Straßenränder und Felder gesäumt mit Schaulustigen, die zum Großteil bereits jetzt ihre Finsternisbrillen testeten, obwohl sich die Sonne noch hinter wenig Gutes verheißenden dicken Wolken verbarg. Unseren Beobachtungsort knapp innerhalb der 2-Minuten-Zone erreichten wir etwa eine halbe Stunde vor dem 1. Kontakt (Karte: grüner Kreis). Der anvisierte Parkplatz war bereits restlos überfüllt, aber wir konnten problemlos in die angrenzenden Weinberge der Südpfalz ausweichen und einen netten Beobachtungsplatz einnehmen, der nach Osten freie Sicht bis zu etwa 60 km entfernten Bergen bot.
Die starke Bewölkung war wenig erfreulich und motivierte nicht zum Aufbau der Gerätschaften. So verging der 1. Kontakt, ohne dass sich die Sonne bis dahin einmal gezeigt hätte. Allerdings besserte sich das Wetter langsam und ca. 10 Minuten später konnten wir erstmals die schon deutlich verfinsterte Sonne durch die Wolken scheinen sehen. Jetzt folgte ein stetes Auf und Ab und jede Wolkenlücke löste heftiges Klicken der Kameraverschlüsse aus. Tendenziell wurde das Wetter immer besser und eine viertel Stunde vor dem 2. Kontakt animierte das bis dahin größte Wolkenloch zu erhöhtem Optimismus. Dieser hielt sich bis etwa 1 Minute vor der Totalität, als die schon extrem schmale Sonnensichel plötzlich hinter einer besonders schwarzen Wolke verschwand und jede Hoffnung auf Null sinken lies.
Diese Wolke ermöglichte es, die Konzentration auch auf den Horizont zu richten. Und so sah ich außergewöhnlich gut den Mondschatten als schwarze Wand im Südosten aufziehen. Völlig unerwartet ließ sich dann die total verfinsterte Sonne nach etwas mehr als 1 Minute nach dem 2. Kontakt doch noch blicken. Dieses Bild entschädigte sofort für den bisherigen Wetter-Frust: den Nordrand der Sonne säumten mehrere Protuberanzen. Da sich immer noch dünne, inhomogene Wolken vor der Sonne befanden, war nicht völlig klar, welche der Strukturen wirklich in der Sonnenkorona waren. Die verbliebene Zeit der Totalität reichte noch für einige Fotos , bis der 3. Kontakt ein Ende bereitete.
Völlig erleichtert und glücklich ob des schon nicht mehr erwarteten Wetter-Glücks beobachteten wir noch einige Minuten die partielle Phase, bis die Sonne wieder hinter den Wolken verschwand. Das Warten auf eine weitere Wolkenlücke wurde dann jäh von einsetzendem Regen in hektisches Abbauen der Kameras überführt. Noch vor dem 4. Kontakt verließen wir den Beobachtungsort und reihten uns in den Abreisestau ein. Etwas später ergoss sich ein besonders heftiger Wolkenbruch. Den Rest des Tages verbrachte ich mit der Rückreise, die noch sehr viel langsamer als die Anreise voran ging, während die Radioberichte verdeutlichten, dass nur relativ Wenige das Glück hatten, die Totalität beobachten zu können.
Der Blick auf die Sonnenfinsternis hat für einige Fans des Naturereignisses ein Nachspiel: Mindestens zwei Personen erlitten Augenverletzungen. Besonders schlimm traf es einen 18 Jahre alten Berliner, der 90 Prozent seines Augenlichts verlor. Auch einem 15jährigen in Schwerin drohen bleibende Netzhautschäden, weil er ungeschützt in die Sonne geschaut hatte. Der befürchtete Ansturm auf die Krankenhäuser blieb jedoch aus.
Totale Sonnenfinsternisse 1997 - 2020
Für süchtig gewordene gilt es nun, fast 2 Jahre ohne Sonnenfinsternis zu überstehen. Aber dann findet als Nächste am
21.06.2001
die attraktivste totale Finsternis bis 2006 statt: sie ist mit einer maximalen Dauer von 4 Minuten und 57 Sekunden mehr als doppelt so lang wie die diesjährige und zieht über das südliche Afrika:
Angola (
Länderinformation Auswärtiges Amt /
Angola Page /
Warning !) , Sambia, Simbabwe, Mozambique, Malawi und Madagaskar.
Die maximale Dauer wird zwar noch über dem Atlantik erreicht, aber auch auf dem afrikanischen Festland wird diese Finsternis nur wenig kürzer dauern. Auch die Wetteraussichten werden deutlich besser sein als heuer in Süddeutschland: es handelt sich um die Passatzone und dort herrscht im Juli Trockenzeit. Das sorgt nicht nur für besseres, sondern vor allem auch für stabileres Wetter. Für genauere Reiseplanungen sollte man unbedingt das
"NASA eclipse bulletin"
nutzen.
Die von Fred Espenak und Jay Anderson herausgegebenen Bulletins sind seit jeher die besten Planungsgrundlagen für Finsternisreisende und enthalten alle wichtigen Informationen. Originalquelle:
http://umbra.nascom.nasa.gov/eclipse/#BULLETINS .
Die totale Sonnenfinsternis am 21.06.2001 (Graphik: F. Espenak )
Rudolf Kippenhahn/Wolfram Knapp: Schwarze Sonne, roter Mond
Der unseren Vereinsmitgliedern von mehreren Vorträgen wohlbekannte Prof. Rudolf Kippenhahn und der Redakteur der Zeitschrift "bild der wissenschaft" Wolfram Knapp sind die Autoren dieses rechtzeitig zur diesjährigen Sonnenfinsternis erschienenen Buches. Es sei vorweggenommen, dass dieses Buch auch nach dem Großereignis durchaus noch Aufmerksamkeit verdient.
Um viele Sonnen- und Mondfinsternisse ranken sich Geschichten; bisweilen haben sie selbst Geschichte gemacht, vor allem Wissenschaftsgeschichte. So hat eine totale Sonnenfinsternis einen Nachweis geliefert, dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie richtig ist. Die Autoren verstehen es trefflich, die nötigen Fakten zum Verständnis der Materie auf sehr genüssliche Art zu präsentieren. Auch die etwas schwierigeren Aspekte sind gut erklärt und das ganze Buch ist mit netten Anekdoten angereichtert, die das Lesen sehr angenehm machen. Das Buch vermittelt neben vielen praktischen Tips anschaulich das Grundlegende über die an dem Naturschauspiel beteiligten Himmelskörper, die Sonne und den Mond, über das Entstehen und die Rolle der Finsternisse.
Rudolf Kippenhahn und Wolfram Knapp gehören zu den "eclipse chasern", den Süchtigen, die keine Finsternis auslassen wollen, selbst wenn sie dafür Expeditionen um die halbe Erde unternehmen müssen. Sie wissen zu berichten, dass keiner, der jemals das Phänomen einer Sonnenfinsternis erlebt hat, unbeeindruckt bleibt. Sie haben gesehen, wie Menschen in solchen Minuten ergriffen damit rangen, die Fassung zu bewahren. Adalbert Sifter erzählt von der berühmten Sonnenfinsternis, die 1842 in Wien zu beobachten war: "ein Mann, ein ernster, fester Mann, hat mir später gesagt, dass ihm die Tränen herabrannen." Die berühmte Darstellung von Adalbert Sifter ist im Anhang abgedruckt.
Das Buch ist in 11 Kapitel und einen Anhang aufgeteilt. Nur eins der Kapitel und ein Teil des Anhangs beziehen sich konkret auf die vergangene August-Finsternis. Der große Rest des Buches ist von allgemeinem Interesse, nützlich zum nachträglichem Verständnis der Finsternis und zur Vorbereitung der kommenden, und behandelt auch unabhängig vom Aspekt der Finsternisse Grundlegendes über Sonne und Mond.
Etliche Vereinsmitglieder haben sicherlich den FPG-Vortrag vom Prof. Kippenhahn am 8. Juni 1999 gehört. Dieses Buch vertieft die Thematik des Vortrages und ist allen zu empfehlen, die danach mehr über Finsternisse wissen wollten und natürlich auch denen, die den Vortrag verpasst haben. Insbesondere kann ich auch denjenigen das Buch nahelegen, die ohne allzu großes Wissen und Vorbereitung die Finsternis verfolgt haben - sei es am Fernseher oder unter Wolken - und deren Interesse dadurch geweckt worden ist. Es macht sicherlich hungrig auf die nächste totale Sonnenfisternis ... .
Rudolf Kippenhahn/Wolfram Knapp
Schwarze Sonne, roter Mond - Die Jahrhundertfinsternis
Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart, 1999
231 Seiten mit teils farbigen Abbildungen
Gebunden, mit einer CD-Rom: DM 68.00
Broschur: DM 29.80
Unmittelbar nach der Sonnenfinsternis ist bereits im September das erste Buch dazu erschienen. Um das große Manko gleich vorwegzunehmen: dem Autor ging es wie so vielen anderen, denn er selbst sah nur Wolken und Regen. Dieses ist auch im Buch hinreichend dokumentiert, während das von einer Agentur übernommene Bildmaterial der verfinsterten Sonne sowohl quantitativ wie auch qualitativ enttäuscht (Kapitel 5). Das ist wohl der Tribut an den sehr frühen Erscheinungstermin.
Die ersten drei Kapitel befassen sich mit allgemeineren Themen: Sonne und Mond in Mythologie und Geschichte, ihre Entstehung und Eigenschaften sowie ihr Zusammenspiel und die Wechselwirkungen mit der Erde. Kapitel 4 ist den Kometen gewidmet. In diesen Kapiteln erläutert der Autor Phänomene, die scheinbar alltäglich sind - etwa die Position von Sonne und Mond beim Auf- und Untergang sowie ihre jeweiligen Tageshöchststände durch das Jahr hindurch, das Wesen von Kometen, Sternschnuppen und Polarlichtern.
Zu Thema Sonnenfinsternis gefielen die Darstellungen zu historischen Finsternissen gut; wer hingegen Bildmaterial zur diesjährigen Sonnenfinsternis sucht, wird nicht das vom Birkhäuser Verlag gewohnte hohe Niveau vorfinden.
Andreas Walker
Sonnenfinsternisse und andere faszinierende Erscheinungen am Himmel
Birkhäuser Verlag Basel, 1999
224 Seiten mit ca. 70 Farb- und ca. 120 s/w-Abbildungen
DM 49.80
Auch dies Buch erschien im Juli rechtzeitig zur großen Sonnenfinsternis. Es ist in Englisch geschrieben, hat einen eher wissenschaftlicheren Charakter und ist vom Niveau her für Studenten ausgelegt. Es behandelt nicht nur recht detailliert Sonne und Mond, sondern auch Mythen und Legenden über Finsternisse. Erfreulich ausführlich wird auch auf historische Beobachtungen von Finsternissen eingegangen. Allerdings befassen sich auch zwei Kapitel mit der praktischen Beobachtung und Fotografie. Zum Schluß finden sich noch ein Computer-Programm zur Berechnung von Finsternis-Daten (BASIC) und eine Liste mit WWW-Seiten.
Dieses Buch kann man denjenigen empfehlen, die neben den konkreten Tips zur Vorbereitung auf eine Finsternis auch detaillierteres Interesse an dem Thema haben und sich von der ein oder anderen Formel nicht abschrecken lassen. Da sich nur ein kleiner Teil des Anhangs mit der vergangenen August-Finsternis beschäftigt, hat es nichts an Aktualität eingebüßt.
Pierre Guillermier, Serge Koutchmy
Total Eclipses - Science, Observations, Myths and Legends
Springer-Praxis Series in Astronomy London, 1999
247 Seiten mit etlichen Abbildungen
DM 59.00