Der Sternenhimmel im 2. Quartal 1998

Förderkreis Planetarium Göttingen

Auch diesesmal wollen Ihnen der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) wieder einen Überblick über den aktuellen Sternenhimmel geben.

In den Monaten von April bis Mai beherrscht ein markantes Sternbild den Frühlingshimmel. Das Sternbild Bootes (sprich: Bo-otes), der Bärenhüter der griechischen Mythologie. Dies ist ein Hinweis auf ein uns allen bekanntes Leitsternbild in der gleichen Gegend, den Großen Wagen. Der ist aber nur ein Teil des Sternbildes Große Bärin. Das ist die korrekte Übersetzung für das lateinische Ursa Major und nicht wie häufig geschrieben der Große Bär.

Der Große Wagen steht zur Zeit genau über uns, also im Zenit. Der Deichsel folgend, gelangt man zu einem hellen orangefarbenen Stern: Arkturus, der Hauptstern des Sternbildes Bootes. Die Figur dieses Sternbildes erinnert an einen Papierdrachen. Das Sternbild ist etwa so groß wie der Große Wagen. Gegen 22:00 Uhr MESZ steht es im April im Südosten, im Mai im Süden, im Juni im Südwesten. Südwestlich vom Bootes stehen die Sternbilder Jungfrau und Löwe. Direkt östlich neben dem Bootes steht ein weiteres auffälliges Sternbild: Die Nördliche Krone. Tatsächlich ist hier ein markanter Halbkreis aus Sternen zuerkennen. Noch weiter östlich stehen zwei große aber unauffällige Sternbilder, der Herkules und der Schlangenträger.

Das Sternbild Bootes dient so als gutes Leitsternbild zu weiteren Sternbildern am Frühlingshimmels. Tief über dem Osthorizont befindet sich bereits die Wega. Sie ist Hauptstern im Sternbild Leier und kündigt bereits den Sommerhimmel an. Die gesamte Zone zwischen der Wega und der Nördlichen Krone wird von Herkules und Schlangenträger beherrscht!

Der Sternenhimmel im 3. Quartal - click to enlarge

Interessant für den Beobachter ist der Frühlingshimmel durch einige berühmte Kugelsternhaufen: z.B. die Nummer 3 aus Charles Messiers Katalog (deshalb M3) am westlichen (rechten) Rand des Bootes und im Herkules M13 und M92. Für die Besitzer kleiner Ferngläser sind dies einfache Objekte. M13 sollte bei gutem Wetter und weitab störender Lichtquellen schon mit bloßem Auge als schwaches Lichtfleckchen zu sehen sein. Kugelsternhaufen sind große kompakte Sternhaufen. Sie enthalten einige 100.000 bis Millionen Sterne. Da sie stark zur Mitte konzentriert sind, bieten sie im größeren Fernrohr einen schönen Anblick. Meistens befinden sie sich weitab der Ebene unserer Heimatgalaxie. Mit ihren Namensvettern, den offenen oder galaktischen Sternhaufen, haben sie nicht viel gemein. Sie bestehen aus sehr alten Sternen und sind vielleicht eines der ältesten Überbleibsel aus der Zeit der Entstehung der Milchstraße. Das macht sie für die Wissenschaft interessant. Sie haben Entfernungen von einigen 10.000 Lichtjahren.

Der Frühlingshimmel bietet außerdem einen Blick auf ferne Galaxien: Zwischen der Wagendeichsel und dem Löwen steht ein schwaches Sternbild: Coma Berenices. Das ''Haar der Berenike'', selbst ein großer Sternhaufen aus schwachen Sternen, steht in derselben Richtung am Himmel wie ein weit entfernter Galaxienhaufen. Mit einem etwas stärkeren Fernglas sind hier viele schwach leuchtende Lichtfleckchen zu entdecken: Ferne Galaxien, oft einige Millionen Lichtjahre von unserer galaktischen Heimat entfernt. Und etwas unterhalb, zwischen Löwe und Jungfrau, befindet sich gleich der zweiter Galaxienhaufen, der berühmte Virgo (=''Jungfrau'')-Galaxienhaufen.

In unserer unmittelbaren kosmischen Umgebung, dem Sonnensystem, haben die Hauptdarsteller, die großen Planeten, zur Zeit Pause. Die Venus baut ihre Morgensichtbarkeit am Osthimmel aus. Jupiter beginnt im April wieder frühmorgens über dem Osthorizont sichtbar zu werden, ebenso Uranus und Neptun. Merkur, Mars und Saturn sind im 2. Quartal nicht zubeobachten. Erst Ende Juni kann Saturn am Morgenhimmel kurz vor Sonnenaufgang wieder aufgefunden werden.

Den Vollmond können Sie 12.4., 11.5. und 10.6. bestaunen, Neumond ist am 26.4., 25.5. und 24.6.


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Letzte Änderung: 16. Juli 1999, KB