Der Sternenhimmel im 4. Quartal 1998


Der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) stellen quartalsweise den Sternenhimmel mit den wichtigsten aktuellen Beobachtungsobjekten vor.


In den Herbstmonaten Oktober bis Dezember erleben wir auch am Sternenhimmel den Übergang vom Sommer zum Winter. Während die Sonne dem südlichsten Punkt auf ihrer scheinbaren Jahresbahn entgegenläuft, werden die Nächte immer länger, von 10 Stunden Anfang Oktober auf 13 1/4 Stunden zur Wintersonnenwende am 22. Dezember.

Im Oktober ist am Abendhimmel, allerdings schon weit nach Westen gerückt, noch das markante Sommerdreieck, bestehend aus den drei hellen Fixsternen Wega, Deneb und Atair zu sehen. Nicht ganz so auffällig sind die aus schwächeren Sternen bestehenden Herbststernbilder, die jetzt fast senkrecht über uns am Himmel stehen. Auf Anhieb zu erkennen, ist das Sternbild Pegasus, das durch ein Sternenviereck gebildet wird und gelegentlich auch Herbstviereck genannt wird. An das Pegasus-Quadrat schließt sich nach Osten hin unmittelbar das Sternbild Andromeda an, das aus einer Kette von vier Sternen besteht.

Bei klarem und dunklen Himmel ist außerhalb des Lichtscheins der Stadtbeleuchtung im Sternbild Andromeda ein schwaches Nebelfleckchen bereits mit dem bloßen Auge, noch besser aber mit dem Feldstecher, zu erkennen. Dies ist der berühmte Andromeda-Nebel, eine Nachbargalaxie im Weltraum, die ähnlich wie unsere eigene Milchstraße aufgebaut ist und rund 2,5 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt steht.

Etwas nordöstlich der Andromeda fällt das markante "Himmels-W" auf, das Sternbild Kassiopeia, das aus fünf hellen, W-förmig angeordneten Sternen besteht. Weiter nach Osten folgt das Sternbild Perseus. Von den Sommersternbildern im Westen über die Kassiopeia im Zenit bis zum Perseus im Osten spannt sich das matt schimmernde Band der Milchstraße über den Himmel, das allerdings nur in dunklen Nächten auszumachen ist. Zum Dezember hin rücken auch die Herbststernbilder am Abendhimmel weiter nach Westen und werden am Osthimmel bereits von den aus hellen Sternen gebildeten Wintersternbildern um den Orion herum abgelöst.

Auffälligste Objekte am herbstlichen Sternenhimmel sind die beiden Riesenplaneten Jupiter und Saturn, die im Oktober die ganze Nacht über, im Dezember hauptsächlich am Abendhimmel als besonders helle Gestirne zu beobachten sind. Jupiter ist mit einem Äquatordurchmesser von 143.000 km der größte Planet in unserem Sonnensystem, mehr als zehnmal größer als die Erde. Bereits mit einem Feldstecher kann man sehr schön das Wechselspiel der vier hellsten Jupitermonde verfolgen, die wie auf einer Perlenschnur aufgereiht neben der Planetenscheibe in von Tag zu Tag wechselnder Anordnung erscheinen. Im Fernrohr sind außerdem sehr schön die dunklen Wolkenstreifen in der Jupiteratmosphäre zu beobachten.

Etwas schwächer erscheint der zweitgrößte Planet des Sonnensystems, der Saturn. Mit bloßem Auge leider nicht zu erkennen, ist das Ringsystem um den Saturn, das diesen Planeten zu einem der eindrucksvollsten Objekte im Fernrohr macht. Die Ringe des Saturn werden aus einer flachen, nur einige hundert Meter dicken Scheibe aus kleinen Staub- und Eisteilchen gebildet, die den Planeten umkreisen.

Zu einem besonderen Ereignis am Himmel könnte Mitte November der Sternschnuppenstrom der Leoniden führen. Der in enger Verbindung zu dem Kometen 55P/Tempel-Tuttle stehende Leonidenstrom zeigt nur etwa alle 33 Jahre eine besonders gehäufte Sternschnuppentätigkeit, wenn sich sein Mutterkomet dem sonnennächsten Punkt seiner Bahn nähert. Der letzte große Leonidenschauer konnte 1966 beobachtet werden mit bis zu 40 Sternschnuppen pro Sekunde! Ähnliche Bedingungen bestehen in den Jahren 1998 oder 1999. Am 17. November 1998 passiert die Erde gegen 21.00 Uhr die Ebene der Kometenbahn. Der Komet selbst hat diesen Punkt allerdings bereits Ende Februar durchlaufen. In seinem Gefolge läuft eine große Wolke aus kometarem Staub und winzigen Gesteinsbrocken um die Sonne, die stark gehäuft in der Nacht vom 17. zum 18. November in die Erdatmosphäre eindringen, dort verglühen und dabei eine leuchtende Spur über den Himmel ziehen. Der scheinbare Ausgangspunkt all dieser Sternschnuppen am Himmel befindet sich im Sternbild des Löwen (lateinisch Leo), das von Mitteleuropa aus betrachtet, zum erwarteten Zeitpunkt der maximalen Leonidenhäufigkeit leider noch unter dem Horizont steht. Optimale Beobachtungsbedingungen bestehen in China und Ostsibirien. Für Mitteleuropa werden in der Nacht vom 17. zum 18. November aber immerhin noch stündlich etwa 100 Sternschnuppen erwartet.

Vollmond: 5.10., 4.11. und 3.12.; Neumond: 20.10., 19.11. und 18.12.


"Der Sternenhimmel" beim AVG

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