Konzeption (Quelle: THG)

Die Aufführung folgt dem Text der gedruckten Fassung, der sog. Berliner oder Dritten Fassung. Diese letzte Version fängt zeitgeschichtliche Fragen ein: Der Kalte Krieg, die Existenz und Bedrohung durch die Atombombe. Vielleicht spielen der Fall Oppenheimer und der der Atom-Spione Rosenberg in Brechts Gedankengebäude zur Zeit der Abfassung / der Inszenierung dieser Version eine Rolle. Wichtig scheint ihm die soziale Verantwortung eines Wissenschaftlers. Brecht lässt Galilei zunächst auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit arbeiten: Galilei gelingt es schließlich durch Sponsoren materielle Unabhängigkeit zu erreichen. Aber der Aufsicht der Machthaber ( der päpstlichen Inquisition) kann er sich nicht entziehen, er unterwirft sich sogar. Ist der Wunsch nach Wohlergehen Ursache ? Brecht sieht es so. In dieser Diskrepanz zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis, die fast lebensgefährlich ist, und dem Wunsch, in der Erkenntnis voranzukommen, lässt Brecht Galilei in Blindheit verfallen. S ieht Galilei noch im ersten Bild, dass die alte Zeit vorbei und eine neue gekommen sei, und mit diesem Ergebnis seiner Forschung geht er in die Öffentlichkeit, so zieht er sich angesichts der Drohungen der Autoritäten der Kirche zurück in die Privatsphäre - und "erblindet", um die Discorsi zu schreiben. Brecht lässt Galilei zum Verräter eigener Überzeugungen werden um des Wohlbefindens willen. Besonders das 14. Bild, wo Galilei quasi über sich selbst zu Gericht sitzt, wirkt wie ein Kommentar zu den Bildern 1 - 13.

Dieses Brechtstück kann kaum als Exempel für das Epische Theater genommen werden. Es ist eher der geschlossenen Dramaturgie verbunden:- Aufbau der Handlung, die kaum durch handlungsfremde Elemente ( Songs) durchbrochen wird, Verklammerung der einzelnen Bilder nach Art der geschlossenen Dramaturgie. Die zahlreichen Reflexionsdialoge weisen eine kommentierende und damit verfremdende Perspektive auf.

Insgesamt ein Stück, das sich der schnellen Klassifizierung hinsichtlich der Form wie des Inhalts entzieht.

Damit wird die Inszenierung nicht leichter, aber spannender - und alles mit theaterspielbegeisterten Schülerinnen und Schülern - und Kolleginnen/Kollegen, die ihre Freizeit hergeben.

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