Bereits kurze Zeit nach der Entdeckung des auseinandergebrochenen Kometen P/Shoemaker-Levy 9 im März 1993 wurde klar, daß seine zu einer Perlenschnur aufgereihten Kernfragmente auf den Riesenplaneten Jupiter stürzen würden. Dieses dramatische Ereignis wird in die Annalen der Astronomie eingehen als eines der spektakulärsten Geschehnisse, die jemals von Astronomen vorhergesagt und verfolgt worden sind.
In der Woche vom 16. bis 22. Juli 1994 wurden die Einschläge der einzelnen Fragmente in einer konzertierten Aktion von Observatorien rund um die Welt und auch aus dem Weltall beobachtet. Die Effekte der Einschläge auf den Gasriesen Jupiter übertrafen selbst die kühnsten Hoffnungen der Beobachter. Gleißend helle "Feuerbälle" stiegen über den Rand des Planeten, so daß die von der Erde aus gesehen auf der Rückseite stattfindenden Einschläge dennoch als aufsehenerregende Ereignisse beobachtet werden konnten. Riesige Wolken mit bizarren, ständig wechselnden Formen bildeten sich über den Einschlagstellen in der oberen Jupiteratmosphäre, von denen einige über Monate hinweg sichtbar geblieben und inzwischen zu einem dunklen Band verschmolzen sind.
Jetzt, sechs Monate nach diesem Spektakel, ist zwar ein großer Teil der Beobachtungsdaten gesichtet. Es zeigt sich jedoch, daß die Interpretation dessen, was beobachtet wurde, äußerst schwierig ist. Nur gemeinsam können die Wissenschaftler die in allen Teilen der Welt gemessenen Einzelstücke dieses gigantischen Puzzelspiels zusammensetzen. Der Vortrag von Dr. Rita Schulz vom Max-Planck-Institut für Aeronomie soll einen ersten Überblick über die bereits erreichten Fortschritte in der Analyse dessen, was geschehen ist, und die ersten Ergebnisse zusammenfassen.