Die jedermann aus der Medizin geläufigen tomographischen Untersuchungsmethoden finden in abgewandelter Form mehr und mehr auch in der Astronomie Anwendung. Hier wie dort wird aus einer Vielzahl von Projektionen unter möglichst verschiedenen Winkeln durch ein Inversionsverfahren ein Urbild errechnet. In der medizinischen Tomographie wird damit ein Blick ins Körperinnere möglich, in der astronomischen Dopplertomographie ein Blick ins Innere wechselwirkender Doppelsterne.
Manche Doppelsterne umkreisen einander auf so engen Bahnen, daß intensiver Massenaustausch von einem Stern zum anderen einsetzt. Mehr als einige Milliarden Tonnen Materie werden pro Sekunde von einem Stern zum anderen transportiert. Selbst die nächstgelegenen dieser Sternsysteme, die wir in etwa 300 Lichtjahren Entfernung antreffen, sind so klein (0.003 Bogensekunden), daß wir sie auf direktem Wege gegenwärtig nicht auflösen können. Tomographie jedoch überwindet diese Schranke und erlaubt es, detaillierte Bilder der Sterne zu entwerfen. Wir gewinnen Einblick in eine bizarre und vielleicht auch bezaubernde Welt von spiralenden Scheiben, Hochgeschwindigkeits-Gasströmen und verhüllenden Schleiern.
Dr. Axel Schwope vom Astrophysikalischen Institut Potsdam berichtet über dieses faszinierende Forschungsgebiet.