Förderkreis Planetarium Göttingen

Faszinierendes Weltall

Eine Vortragsreihe des Förderkreis Planetarium Göttingen e.V.
in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Göttingen.

Jeweils Dienstags um 20.00 Uhr im ZHG der Universität Göttingen, Platz der Göttinger Sieben, Hörsaal 008 (Wegbeschreibung).
Eintritt 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro, für Mitglieder des FPG frei.

18. Oktober 2011: Scharfblick, Weitsicht, Zeitmaschine - 400 Jahre Astronomie mit dem Fernrohr
Dr. Klaus Jäger, Max-Planck-Institut für Astronomie, Heidelberg

Mit den ersten Fernrohrbeobachtungen durch Galileo Galilei vor etwa 400 Jahren begann eine völlig neue Ära der Astronomie. Trotz der nach heutigen Maßstäben bescheidenen Größe und Qualität der Teleskope wurden sogleich Entdeckungen gemacht, welche die damalige Vorstellung von den Himmelskörpern und vom Kosmos vollständig verändert haben - mit teilweise erheblichen gesellschaftlichen Folgen. Durch die stete Verbesserung der Technik und Leistungsfähigkeit der Fernrohre haben sich unsere Erkenntnisse über die Jahrhunderte hinweg vervielfacht und dieses Wissen hat gerade in den letzten Jahrzehnten explosionsartig zugenommen. Nicht unbegründet wird das Teleskop gelegentlich als das wohl bedeutendste Hilfmittel bezeichnet, was Wissenschaftler je in die Hand bekommen haben. Wie funktionieren Teleskope von damals und von heute? Welche Entdeckungen revolutionierten unser Bild vom Kosmos? Welche Personen waren involviert? Anhand von ausgewählten Beispielen sollen diese Fragen beantwortet werden.

01. November 2011: Der Kleinplanet Vesta - Erste Ergebnisse der Raummission DAWN
Prof. Dr. Ulrich Christensen, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Katlenburg-Lindau

Der Kleinplanet Vesta im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter ist ein sehr ungewöhnlicher Himmelskörper. Wie andere Asteroide ist Vesta ein Überbleibsel aus der Zeit der Planetenentstehung vor 4,5 Mrd. Jahren. Spektroskopische Untersuchungen und die Analyse von Meteoriten die höchstwahrscheinlich von Vesta stammen zeigen, dass sie - anders als die meisten Asteroide - eine magmatisch entstandene Kruste und einen Eisenkern besitzt. Sie gleicht damit den Planeten im inneren Sonnensystem und wird auch als Protoplanet bezeichnet. Seit Juli 2011 sendet die Raumsonde DAWN Bilder und Messdaten aus einer Umlaufbahn. Die etwa 500 km große Vesta zeigt eine ausgedehnte Einsenkung mit einem riesigen Zentralberg am Südpol, die wahrscheinlich durch eine Kollision mit einem anderen Körper entstanden sind. Langgestreckte Rillen nahe des Äquators können ihren Ursprung ebenfalls in diesem Zusammenstoß haben. DAWN wird bis Mitte 2012 Vesta aus tiefer gelegenen Umlaufbahnen mit besserer Auflösung abbilden, bevor die Sonde dann zu Ceres, dem grössten der Asteroiden, weiterfliegt.

15. November 2011: Asteroiden, Gefahr aus dem All
Prof. Dr. Andreas Burkert, Ludwig-Maximilians-Universität München

Asteroide sind die Urbausteine der Planeten, Überreste aus der Entstehungsphase unseres Sonnensystems. Entstanden aus der Asche explodierender Sterne wandern noch heute unzählige dieser kleinen, faszinierend aufgebauten Gesteinbrocken als Vagabunden auf teilweise chaotischen, schwer zu berechnenden Bahnen durch das Sonnensystem. Ab und zu können durch die Verkettung mehrerer Effekte Asteroide die Erdbahn kreuzen und mit ihr kollidieren. Viele werden in der Erdatmosphäre zerstört. Man schätzt aber, dass weltweit jährlich bis zu 50,000 Meteoriten nicht verglühen und den Erdboden erreichen. Asteroiden mit nur einigen 100 Metern Durchmesser können hierbei eine weltweite Katastrophe auslösen. Apophis, ein Asteroid mit einem Durchmesser von 300 m wird am Freitag, den 13. April 2029 in einer Entfernung von 30,000 km die Erde passieren und 7 Jahre später mit einer unangenehm hohen Wahrscheinlichkeit die Erde treffen. Wissenschaftler diskutieren derzeit, wie man die Menschheit vor diesen Gefahren schützen kann.

Programmänderung
29. November 2011: Musik der Himmelssphären - Verbindungen zwischen Musik und Astronomie

Dr. Frederic Hessman, Georg-August-Universität Göttingen

Die Vorstellung einer "Musik der Himmelssphären" verband die Musik mit der Astronomie und damit Wissenschaft und Mathematik für zwei Jahrtausende. In diesem Vortrag folgen wir dem langen Weg von den Ursprüngen dieser Idee in der griechischen Antike bis zu dem heutigen, manchmal gespannten Verhältnis zwischen Wissenschaft und Kunst. Die Einflüsse der Astronomie auf die E-Musik werden auch anhand von musikalischen Beispielen erläutert.

Der ursprünglich vorgesehene Vortrag von Hermann-Michael Hahn muss leider entfallen.

13. Dezember 2011: Sonnenstürme - Gefahr für die Erde?
Dr. Volker Bothmer, Georg-August-Universität Göttingen

Wie entstehen Sonnenstürme, welche Auswirkungen haben sie? Können sie unserer modernen Zivilisation ernsthafte Schäden zufügen? Wie häufig treten solare Superstürme auf und können oder müssen wir uns vor ihnen schützen? Ist der jetzige Sonnenzyklus wirklich so ungewöhnlich, und wann erreichen wir tatsächlich das nächste Maximum der Sonnenaktivität? Anhand aktueller Forschungsergebnisse gibt der Vortrag Antworten auf diese Fragen, führt anschaulich in die grundlegenden Prozesse der Sonnenstürme ein, zeigt, wie wir deren Ausbreitung im Weltall zwischen Sonne und Erde mit Hilfe von Raumsonden direkt verfolgen können und erläutert die ehrgeizigen Zielsetzungen neuer internationaler Projekte, die dazu führen sollen, das Weltraumwetter zukünftig präzise voraussagen zu können.

10. Januar 2012: Die Welt neu vermessen: Was Satelliten uns über die Form der Erde verraten
Dr. Anja Schlicht, Forschungseinrichtung Satellitengeodäsie, Technische Universität München

Seit jeher schauen Astronomen in die Tiefen des Weltalls um immer größere und entferntere Objekte im Universum zu entdecken und zu beschreiben. Doch schon bald nach dem Start von Sputnik 1957 kam die Idee, doch den Blickwinkel einmal zu ändern und aus dem Weltraum zurück auf die Erde zu blicken. Aus der Sicht des Geodäten, der die Erde vermessen und kartieren möchte, ist das Schwerfeld der Erde von globaler Bedeutung, denn über die Schwerkraft ist die Höhe über einem Nullpunkt, z.B. Normalnull, definiert. Betrachtet man die Höhe Null global, so ergibt sich das Geoid. Der Satellit "sieht" die Erde durch ihre Anziehungskraft, die seine Bahn beeinflusst. Satellitenbahnbestimmung ist somit die eine Möglichkeit das Schwerefeld der Erde zu vermessen, doch der 2009 gestartete Satellit GOCE kann es mit Hilfe seines neuartigen Gravitationsgradiometers räumlich gesehen noch viel detailreicher auflösen. Das hoch sensible Instrument misst den Unterschied in der Schwerebeschleunigung jeweils zweier Punkte mit einem halben Meter Abstand in allen drei Raumrichtungen und das im Weltall, also in der "Schwerelosigkeit". Die Anwendungsgebiete der Messdaten von GOCE sind breit gestreut und gehen von der Untersuchung der Ursachen für räumliche Schwerefeldvariationen, wie z.B. große Lagerstätten von Erdgas oder Dichtevariationen, die durch Phänomene im Erdmantel verursacht werden, bis zu Beiträgen zur Verbesserung von Klimamodellen, in dem der Einfluss von Ozeanströmungen auf die globale Verteilung von Sonnenenergie quantitativ erfasst werden kann.

24. Januar 2012: Die "Glorreichen Sieben"
PD Dr. Axel Schwope, Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam

Im Laufe der Entwicklung unserer Milchstraße haben ungefähr eine Milliarde Sterne ihr Leben durch eine Supernova beendet und die meisten haben einen Neutronenstern hinterlassen. Etwa 2000 davon sind uns bekannt, die weitaus meisten wurden als Radiopulsare entdeckt. Wo ist der große Rest? Vor der Himmelsdurchmusterung mit dem Röntgensatelliten ROSAT im Jahre 1990 waren die Erwartungen hoch, mehrere Tausend neuer Neutronensterne zu entdecken. Nach intensiver Suche sind genau sieben Stück gefunden worden. Diese Objekte sind intensiv beforscht worden in der Hoffnung, mehr über den inneren Aufbau und die Atmosphären dieser seltenen, ,nackten' Neutronensterne zu verstehen. Der Vortrag gibt einen Überblick über die ,Glorreichen Sieben' und einen Ausblick auf die Himmelsdurchmusterungen mit eROSITA (Start September 2013).

07. Februar 2012: Interstellarer Wasserstoff - vom Urknall zu den Sternen
Prof. Dr. Ralf-Jürgen Dettmar, Astronomisches Institut, Ruhr-Universität Bochum

Als "Überbleibsel" des Urknalls ist Wasserstoff das häufigste Element in unserem Kosmos. Heute beobachten wir Wasserstoff in den verschiedensten Formen: vom heißen, röntgenstrahlenden Plasma bis zu Wasserstoffmolekülwolken bei Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt. Die physikalischen Bedingungen des Wasserstoffs im interstellaren Raum bestimmen dabei, wie sich Galaxien und Sterne bilden und Messungen des interstellaren Wasserstoffs sind auch bei der Untersuchung der Dunklen Materie von besonderer Bedeutung.

21. Februar 2012: SOFIA - die fliegende Infrarotsternwarte
Dr. Dörte Mehlert, Deutsches SOFIA Institut, Universität Stuttgart

Das Stratosphären Observatorium für Infrarot-Astronomie (SOFIA) ist die größte jemals gebaute fliegende Sternwarte. Mit einem 2,7 m Teleskop an Bord einer umgebauten Boeing 747 SP ermöglicht es in einer Flughöhe von etwa 14 Kilometern vom Einfluss der Erdatmosphäre weitgehend ungetrübte Beobachtungen im infraroten Licht. Mit dem gemeinsam von der NASA und dem DLR betriebenen Flugzeug können amerikanische und deutsche Astronomen mehrmals wöchentlich zu ausgedehnten Flügen abheben, um die Entstehung junger Sterne und Planetensysteme, das Zentrum unserer Milchstraße, weit entfernte junge Galaxien oder andere kühle Objekte im Universum zu untersuchen. Dabei bekommen auch ausgewählte Schüler- und Lehrergruppen die Möglichkeit, die wissenschaftlichen Projekte zu begleiten.

06. März 2012: Tobias Mayer, der Mondglobus und die Positionsbestimmung
Prof. Dr. Armin Hüttermann, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

Der 1751 an die Universität Göttingen berufene und mit der Leitung der ersten Sternwarte beauftragte Tobias Mayer (1723-1762) war einer der bedeutenden Naturwissenschaftler des 18. Jahrhunderts. Bereits zwischen 1748 und 1750 arbeitete Tobias Mayer an der Verbesserung der Mondkartographie. Das Ergebnis waren eine neue Mondkarte, die 1772 von Georg Christoph Lichtenberg herausgegeben wurde, und einige Skizzen und Kupferplatten für einen zu seinen Lebzeiten leider unvollendeten Mondglobus. Besonders berühmt wurde Tobias Mayer für seine Mondtafeln und deren Anwendung auf das Problem der exakten Positionsbestimmung \u2013 dessen Lösung für das Britische Board of Longitude ihm neben John Harrison posthum den begehrten Preis zur Bestimmung der geographischen Länge für die Seefahrt einbrachte.

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Letzte Änderung: 28.11.2011, KR