Förderkreis Planetarium Göttingen

Faszinierendes Weltall

Eine Vortragsreihe des Förderkreis Planetarium Göttingen e.V.
in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Göttingen.

Jeweils Dienstags um 20.00 Uhr im ZHG der Universität Göttingen, Platz der Göttinger Sieben, Hörsaal 008 (Wegbeschreibung).
Eintritt 3,50 Euro, ermäßigt 2,00 Euro, für Mitglieder des FPG frei.

29. Oktober 2013: Alles aus Nichts: Der Ursprung des Universums
Prof. Dr. Simon White, Direktor am Max-Planck-Institut für Astrophysik, Garching

Teleskope sind Zeitmaschinen. Wir können mit ihnen in die ferne Vergangenheit blicken. Unsere tiefsten, bis heute aufgenommenen Bilder zeigen das Universum nicht in seinem heutigen Zustand, sondern 400.000 Jahre nach dem Urknall. Zu dieser Zeit gab es keine Galaxien, keine Sterne, keine Planeten, keine Menschen, keine bekannten Elemente außer Wasserstoff und Helium. Der Kosmos enthielt nichts als schwache Schallwellen in einem nahezu gleichförmigen Nebel. Supercomputer sind in der Lage 13 Milliarden Jahre kosmischer Entwicklung auf wenige Monate von Rechenzeit zu reduzieren. Diese Rechnungen zeigen auf, wie sich diese Schallwellen zu der reichhaltigen Struktur entwickelt haben, die wir heute wahrnehmen. Untersuchungen über ihren harmonischen Inhalt liefern Rückschluesse zu ihrer Entstehung. Sie scheinen ein Echo der quantenmechanischen Grundzustandsfluktuationen zu sein, die einen Bruchteil einer Sekunde nach dem Urknall stattfanden. Daher könnte unsere gesamte Welt eine Konsequenz der Natur dieses frühen Vakuums sein: Es könnte alles aus dem Nichts entstanden sein.

19. November 2013: Sonnenforschung zwischen Himmel und Erde: Das ballongetragene Observatorium SUNRISE
Dr. Achim Gandorfer, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Katlenburg-Lindau

Am 12. Juni 2013 schickten Forscher aus Katlenburg-Lindau das Sonnenobservatorium SUNRISE auf seine zweite ungewöhnliche Reise mit einem riesigen Heliumballon von Skandinavien nach Kanada. In einer Flughöhe von mehr als 37 km über dem Erdboden konnte das größte Sonnenteleskop, das sich je dem störenden Einfluss der Erdatmosphäre entziehen konnte, die Sonne mit bisher unerreichter Detailgenauigkeit unter die Lupe nehmen. Mehr als fünf Tage lang hatte SUNRISE unser Zentralgestirn im Visier, ununterbrochen, dank der Mitternachtssonne entlang der arktischen Flugroute. Wie auch schon beim ersten Flug 2009 brachte der Flug den Wissenschaftlern eine Fülle neuer Erkenntnisse über die physikalischen Ursachen der Sonnenaktivität. Während die Sonne beim ersten Flug ungewöhnlich ruhig war, zeigte sie sich diesmal wesentlich aktiver. In diesem Vortrag soll nicht nur die Wissenschaft hinter SUNRISE dargestellt werden, sondern dem Zuhörer auch ein spannender Einblick in den Ablauf einer besonderen Forschungsexpedition zwischen Himmel und Erde gegeben werden.

26. November 2013: Kometen - Boten aus der Frühzeit der Sonnensystems
Priv.-Doz. Dr. Harald Krüger, Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, Katlenburg-Lindau

Das plötzliche Erscheinen eines Kometen hat die Menschen seit Jahrtausenden ebenso fasziniert wie erschreckt. Der bekannteste Schweifstern ist der Halleysche Komet. Von fast jeder Wiederkehr auf seinem etwa 76jährigen Umlauf um die Sonne sind seit der Antike Aufzeichnungen überliefert. Die Kometen veränderten sich seit ihrer Entstehung vor über vier Milliarden Jahren nur wenig, so dass ihre Untersuchung wertvolle Informationen über den Anfangszustand unseres Sonnensystems liefert. In den vergangenen Jahrzehnten sind wiederholt Raumsonden an mehreren Kometenkernen vorbeigeflogen. Sie haben gemeinsam mit Beobachtungen von der Erde eine Vielzahl von Informationen über den Aufbau und die Entwicklung dieser kleinen Himmelskörper geliefert. Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Kometenforschung sowie einen Ausblick auf die europäische Weltraummission Rosetta, die im November 2014 erstmals eine Landesonde auf einem Kometenkern absetzen und diesen vor Ort untersuchen soll.

10. Dezember 2013: Schwarze Löcher - Monster im All
Prof. Dr. Jörn Wilms, Dr. Remeis-Sternwarte, Bamberg, und Erlangen Centre for Astroparticle Physics

Mit Massen von bis zu Milliarden Sonnenmassen auf Volumina, die kleiner als das Sonnensystem sind, sind Schwarze Löcher die extremsten Objekte im Universum. Obwohl aus ihnen kein Licht entweichen kann, kann ihre Umgebung so viel Licht freisetzen, wie ganze Milchstraßen. Gleichzeitig gehören sie zu den einfachsten Objekten im Universum. Der Vortrag stellt die verschiedenen Arten Schwarzer Löcher vor und zeigt, wie Astrophysiker mit erdgebundenen Teleskopen und Satelliten ihre Eigenschaften untersuchen.

17. Dezember 2013: Entstehung und Expansion des Universums
Prof. Dr. Sabine Schindler, Institut für Astro- und Teilchenphysik der Leopold-Franzens Universität Innsbruck

Das Universum ist sehr wahrscheinlich in einem sogenannten "Urknall" entstanden und hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Dafür gibt es viele Hinweise aus ganz verschiedenen Beobachtungen und Experimenten. Dazu zählen die Bildung von chemischen Elementen, die Entstehung der ganz großen Strukturen wie Galaxienhaufen und Superhaufen, die kosmische, aus allen Richtungen kommende Mikrowellenhintergrundstrahlung und nicht zuletzt die Expansion des Universums. Letztere ist besonders interessant, da sich das Universum anscheinend sogar beschleunigt ausdehnt, wie Beobachtungen von weit entfernten Supernovae schließen lassen. All diese Erkenntnisse geben Auskunft über die vergangene und zukünftige Entwicklung des Universums.

07. Januar 2014: Was wäre die Welt ohne Astronomie?
Dipl.-Phys. Hermann-Michael Hahn, Köln

Die Astronomie gilt nicht nur als die älteste Wissenschaft - man kann sie durchaus auch als die Wurzel aller Kultur bezeichnen: Ohne Blick auf die Sterne sähe nicht nur unser Weltbild ganz anders aus, sondern auch unser Alltagsleben. Wir hätten keinen 24-Stunden-Tag und keine Sieben-Tage-Woche, wahrscheinlich auch keine Raketen und Satelliten, und selbst die Götter müssten um ihren Wohnsitz bangen! Der Einfluss der Astronomie lässt sich nicht nur im Kalenderwesen wiederfinden, das einst Grundlage für ein geordnetes Staatswesen war, sondern auch in der bildenden Kunst und selbst in unserer Alltagssprache. Entsprechend sollte der Sternhimmel zum "Weltkulturerbe" und der Blick auf die Sterne zu einem Menschenrecht erklärt werden.

21. Januar 2014: Astronomie im Nanobereich: Die Suche nach Exoplaneten
Prof. Dr. Ansgar Reiners, Institut für Astrophysik, Georg-August-Universität Göttingen

Immer neue Entdeckungen möglicherweise bewohnbarer Super-Erden faszinieren Wissenschaft und Öffentlichkeit gleichermassen. Steht die Entdeckung bewohnter Welten unmittelbar bevor? Finden wir Planeten, die für uns als Lebensraum in Frage kommen? Auch am Institut für Astrophysik in Göttingen beschäftigen wir uns mit der Suche nach den Schwesterplaneten der Erde. Der Vortrag gibt einen Überblick über die Entdeckungen der letzten Jahre und die Pläne für die Zukunft. Es werden die Herausforderungen vorgestellt, vor denen wir bei der Suche nach anderen Planeten stehen, und wie die Wissenschaftler versuchen, sie durch das Zusammenspiel von hochpräzisen Experimenten und astronomischen Beobachtungen zu lösen.

04. Februar 2014: Leben im Universum?
Prof. Dr. Klaus Strassmeier, Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam

Gibt es eine zweite Erde? Sind wir als Spezies alleine im Universum, oder ist das All von Leben genauso erfüllt wie unser blauer Planet? Wir wissen es noch nicht, aber die rasante Entwicklung in der Entdeckung und Erforschung extrasolarer Planeten in den letzten Jahren hat derartige Fragen aus den spekulativen in die Fakten-orientierten Naturwissenschaften gehoben. Zukünftige Forschungsprojekte wie das neue 39-m-"Extremely Large Telescope" der ESO haben das Thema bereits im Portfolio. In meinem Vortrag werde ich vor allem die astrophysikalisch relevanten Fakten für die Voraussetzungen für Leben beschreiben wie wir es kennen und Möglichkeiten des indirekten Nachweises über sogenannte Biomarker in Sternspektren diskutieren. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Detektion von Chiralität durch Spektralpolarimetrie gelegt werden. Bei den Begriffen Biomarker und Leben im Universum trifft die Astrophysik erstmals auf historisch nicht-astronomische Wissenschaften wie die Biologie und sogar den Sozial- und Kulturwissenschaften. Eine ungewöhnliche aber spannende Situation.

11. Februar 2014: Zwischen Astronomie und Politik - Gottfried Wilhelm Leibniz und der "Verbesserte Kalender" der deutschen Protestanten von 1700
Prof. Dr. Peter Aufgebauer, Institut fuer Historische Landesforschung, Kulturwissenschaftliches Zentrum, Georg-August-Universität Göttingen

Als man im Jahre 1693 in Duderstadt nach dem Gregorianischen Kalender am 22. März Ostern feierte, beging man in Göttingen nach dem Julianischen Kalender mit dem 12. März erst den 5. Sonntag vor Ostern, Reminiscere. Während des ganzen 17. Jahrhunderts galten im Deutschen Reich zwei Kalender, die in der Tageszählung um 10 differierten, die aber im Hinblick auf die beweglichen Kirchenfeste auch zu Terminunterschieden von fünf Wochen führen konnten. Am Anfang des 17. Jahrhunderts hatte sich der kaiserliche Astronom Johannes Kepler in verschiedenen Gutachten gegenüber den Evangelischen Reichsständen dafür eingesetzt, dass die Protestanten den im Jahre 1582 durch Papst Gregor XIII. eingeführten "gregorianischen" Kalender übernahmen - aber vergeblich: Auch am Ende des Jahrhunderts war das Reich kalendarisch noch immer gespalten. Jetzt war es ein anderer prominenter Gelehrter, Gottfried Wilhelm Leibniz, der sich an der Diskussion um die Übernahme des "päpstlichen" Kalenders beteiligte, weil dieser, wissenschaftlich betrachtet, wesentlich exakter war. Leibniz hatte die fachliche, d.h. in diesem Fall die mathematische und astronomische Kompetenz, und er hatte zugleich den politisch-diplomatischen Einfluss, um die Kalenderfrage mit aktuellen Problemen der Wissenschaftsorganisation (Akademiegedanke) erfolgreich zu verbinden. Diesen "zwischen Astronomie und Politik" angesiedelten Bemühungen des Universalgelehrten Leibniz gilt der Vortrag.

18. Februar 2014: Aktiver Vulkanismus in Deutschland? Neue Befunde zur Entwicklung des Laacher See Vulkans und der Eifel
Prof. Dr. Gerhard Wörner, Geowissenschaftliches Zentrum, Georg-August-Universität Göttingen

Der Laacher See Vulkan ist der größte und jüngste explosive Vulkan Deutschlands, seine Ablagerungen sind ca. 13.000 Jahre alt und weit über Mitteleuropa verteilt. Neue Daten zum Alter und zur Entwicklung der Magmakammer der Eruption des Vulkans belegen die Existenz eines langlebig aktiven magmatischen Zentrums unter dem Vulkan. Die Daten zeigen, dass das Magmensystem unter dem Laacher See vor der Eruption schon über Zeiträume von 20.000 Jahren aktiv war. Die "Lebenszeit" dieses Vulkans ist also vermutlich länger als die relativ kurze Zeit, die seit dem großen Ausbruch vor 13.000 Jahren vergangen ist. Die aktuellen Untersuchungen basieren auf der Anwendung neuer Methoden zur Altersdatierung mittels kurzlebiger Radioisotope (230Th/238U), die nicht nur über den Zeitpunkt der Eruption sondern auch über die Vorgeschichte der Magmakammer Auskunft geben. Der Vortrag versucht aus den bisherigen Befunden und den neuen Daten die Vorgänge im Untergrund unter dem Laacher See Vulkan zu rekonstruieren, die zu seiner Eruption geführt haben. Dies erlaubt Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung dieses Vulkangebietes und mögliche Eruptionsszenarien in der geologischen Zukunft (10.000 Jahre und mehr).


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Letzte Änderung: 23.09.2013, KR