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In diesem Quartal möchten Ihnen der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. (FPG) und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) einen kurzen Überblick über die aktuellen astronomischen Höhepunkte geben.
Wenn wir in diesen Tagen an den Sternenhimmel sehen, dann ist es wieder soweit: Die Wintersternbilder rücken vor und bald wird der Südhorizont von Orion & Co. dominiert werden. Das Sternbild Orion wird in vielen Kulturen als Riese oder Jäger gesehen. Im Akkadischen hieß es "Uru An-na": Licht des Himmels. In Homers Odyssee ist der Orion ein riesiger Jäger. Laut Aratos, Eratosthenes und Hygin prahlte Orion vor Artemis, der Jagdgöttin und deren Mutter Leto, der größte aller Jäger zu sein und dass er jedes Tier auf der Erde töten konnte. Diese Anmaßung wurde bestraft: Die Erde schüttelte sich. Aus einem Riss schlüpfte ein Skorpion, der den Orion mit seinem Stachel tötete. Die astronomischen Koordinaten des Skorpionstachels am Himmel sind genau 12h größer (also weiter östlich) als die des Orion. Wenn also Orion untergeht, geht sein Mörder, der Skorpion, auf. In Ägypten beispielsweise stand das Sternbild für den Gott Osiris. In Japan etwa sah man in der taillierten Sternfigur eine Trommel.
Einige Sternnamen aus dem arabischen Sprachraum deuten auf die Figur eines Riesen hin: Rigil Jauzah al Yusra bezeichnet den Stern Rigel: Knie des Jäger (oder Riesen). Jauzah steht für "Riese", wie wir noch sehen werden. Die Bezeichnung "Betelgeuze" hat ihren Ursprung in "Ibt al Jauzah". Bei dem heutigen "Betelgeuze" ist also noch etwas von der alten Bezeichnung lebendig geblieben. Die Gürtelsterne des Orion Alnitak, Mintaka und Alnilam bedeuten allgemein: Gürtel oder Perlenkette.
Östlich des Orion steht das Sternbild Großer Hund. In der griechischen Mythologie ist die Rede von Kerberus. Der Höllenhund, der den Hades, die Unterwelt, bewachte. Im arabischen hieß das Sternbild: Al Kalb al Akbar (Der größere Hund). Der Hauptstern heißt Sirius. Im ägyptischen hieß er Hesiri oder bei den Ägyptern Osiris. Im Keltischen gab es die Bezeichnung Syr. Der Hauptstern des Sternbildes Kleiner Hund heißt Prokyon (in etwa: "Vor dem Hund").
Unter dem Orion steht ein oft unbeachtetes Sternbild: Der Hase, lateinisch Lepus. Sein Hauptstern Arneb (Al Arnab, Herneb) hieß in älteren arabischen Quellen "Al Arsh al Jauzah", "Stuhl des Riesen". Wir sehen, dass für die arabischen Beobachter das Sternbild des Orion offenbar weiter reichte als heute. Auch für das westlich angrenzende Sternbild, den Fluss Eridanus, gilt dieses Phänomen. Sein Stern Cursa steht direkt neben Rigel und heißt mit seiner alten arabischen Bezeichnung Al Kuriyy al Jauzah. Hier ist abermals die Nähe zu der Figur des Riesen vorhanden.
In absolut klaren Nächten, in denen die Luft bis zum Horizont transparent ist, kann man sogar noch unter dem Hasen das kleine Sternbild "Taube" erkennen. In der Geschichte des Schiffes Argo, das unterhalb unseres Horizontes an die Taube anschließt, kommt eine Taube vor. Der Hauptstern "Phact" heißt übersetzt "Ringeltaube".
Jupiter und Saturn werden das kommende Quartal beherrschen, stehen sie doch nahe ihrer Oppositionsstellung und außerdem noch über dem Himmelsäquator und demnach hoch über dem Horizont. Fernrohrbesitzer sollten 100-fache Vergrößerungen einsetzen, um erste Details an den Planeten sehen zu können. Ihre Stellung zwischen den Hyaden und den Plejaden bietet ein besonders reizvolles Bild. Der Planet Mars gesellt sich am Morgenhimmel zu unserem Planetenensemble hinzu und baut seine Sichtbarkeit am Jahresende bis auf 4 Stunden aus. Bis dahin wird auch die Venus ihre größte Helligkeit am Abendhimmel erreicht haben. Als Sahnehäubchen ergibt sich eine Merkursichtbarkeit in den Morgenstunden zwischen 6 und 7 Uhr jeweils vom 11. bis zum 23.11.2000.
Am 17.11.2000 gegen 03:00 Uhr bescheren uns die Leoniden ihr Maximum. Meteorbeobachter sollten daher auf der Hut sein und diesen Schwarm auf keinen Fall verpassen.
Vollmond: 13.10., 11.11., 11.12.
Neumond: 27.10., 26.11., 25.12.