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Der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. (FPG) und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) geben nachfolgend einen Überblick über den Sternhimmel und die Sichtbarkeit der Planeten im dritten Quartal 2001.
Von Juli bis September blicken wir in den Abendstunden auf den sommerlichen Sternenhimmel. Das aus den markanten Hauptsternen Wega, Deneb und Atair der Sternbilder Leier, Schwan und Adler gebildete Sommerdreieck wird bereits vor dem Ende der Dämmerung hoch am südöstlichen Himmel sichtbar und erreicht ein bis zwei Stunden später seine höchste Stellung im Süden (Kulmination). In Richtung Westen beherrschen die Sternbilder Bootes mit dem hellen Hauptstern Arkturus und Großer Wagen (Bär) den Himmel.
Messungen mit dem Astrometriesatelliten HIPPARCOS haben uns genaue Entfernungen zu den Sternen des Sommerdreiecks geliefert: Während Wega mit 25 Lichtjahren und Atair mit 17 Lichtjahren Entfernung zur unmittelbaren "kosmischen Nachbarschaft" der Sonne gehören, steht Deneb mit 2000 Lichtjahren etwa hundertmal soweit entfernt.
Direkt über uns, im Zenit, steht der Kopf des relativ unscheinbaren Drachen. Von dort südwärts gehend treffen wir zuerst auf das Sternbild Herkules mit den beiden eindrucksvollen Kugelsternhaufen M13 und M92 (aus dem 1781 von Charles Messier erstelltem Katalog nebelartiger Objekte), die bereits mit einem kleinen Fernglas gut sichtbar sind. Kurz oberhalb des Himmelsäquators, etwa 40° über dem Horizont, kommen wir dann zum Schlangenträger, einem der größten aber auch unübersichtlichsten Sternbilder des Himmels. Schließlich stoßen wir nahe am Horizont auf den Stachel des Sternbilds Skorpion mit den beiden, wiederum im Fernglas sichtbaren, offenen Sternhaufen M6 und M7. Östlich davon schließen sich entlang der Ekliptik die Sternbilder Schütze und Steinbock an. Über dem Osthorizont kündigen sich schon die Herbststernbilder an: Pegasus, das fliegende Pferd der griechischen Sage, ist eben aufgegangen. In einer dunklen Nacht kann man das zart leuchtende, diffuse Band der Milchstraße erkennen, das sich über den gesamten Himmel erstreckt und vom Nordhorizont, nahe am Zenit vorbei, bis zum Südhorizont verläuft. Im Fernglas läßt sich die Milchstraße in Tausende von Einzelsternen auflösen, die die benachbarten Spiralarme unserer eigenen Galaxis formen.
Die meisten der noch heute gebräuchlichen Sternbildfiguren gehen auf die griechische Mythologie zurück. So auch das Symbol des Schlangenträgers, das heutzutage auch in der Alltagswelt auf Notarztwagen und bei medizinischen Diensten verwendet wird: Eine Schlange, die sich um einen Stab wickelt, die "Äskulapnatter". Asklepios (lat.: Äskulap) war der Sohn des Apollo und der Koronis und wurde durch seine Heilkünste berühmt, die ihm der Sage nach von dem weisen Centauren Chiron und durch eine Schlange überbracht wurden. Die Götter waren von Asklepios' Heilkünsten sichtlich beeindruckt und versetzten ihn, der Mythologie zufolge, schließlich an den Sternenhimmel.
Dem Fernrohrbesitzer sind der "Ringnebel" M57 in der Leier, der Kugelsternhaufen M56 zwischen dem Kopf des Schwans, Albireo, und der Leier sowie Albireo selbst, ein aus einem rötlich und einem bläulich erscheinendem Stern bestehendem Doppelsternsystem, als weitere Beobachtungsobjekte zu empfehlen. Zwischen Albireo und Atair im Adler steht ein kleiner, bereits mit dem bloßem Auge sichtbarer Sternhaufen, der auch den Namen "Kleiderbügel" trägt. Seine Katalogbezeichnung lautet Cr 399 (Collinder 399).
Von den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten ist der Mars als auffällig helles Objekt mit leicht rötlicher Färbung in den frühen Nachtstunden zu sehen. Mit nur etwa zehn Grad über dem Horizont steht Mars allerdings recht tief am Südhimmel. Mitte Juni erreichte Mars seine Oppositionsstellung zur Sonne und mit 67 Millionen km Abstand die größte Annäherung an die Erde. Derzeit befindet er sich im Sternbild Schlangenträger und entfernt sich zunehmend von der Erde. Trotzdem bleibt Mars noch den Sommer über das hellste Objekt am Abendhimmel und ist mit einem Durchmesser von ca. 15 Bogensekunden ein lohnendes Ziel im Fernrohr. Mitte August geht Mars gegen 0:30 MESZ unter, Mitte September bereits eine Stunde früher. Etwas westlich von Mars und leicht mit ihm zu verwechseln steht der ebenfalls rötlich erscheinende Fixstern Antares, der hellste Stern des Skorpion. Seine Helligkeit ist aber deutlich schwächer als die des Mars. Die Bezeichnung Antares stammt aus dem Griechischen und bedeutet Gegenspieler des Mars, eine Anspielung auf die farbliche Ähnlichkeit und die ekliptiknahe Position am Himmel, an der der "Wandelstern" Mars etwa alle zwei Jahre auf seiner Bahn vorbeizieht.
Die hellen Planeten Venus, Jupiter und Saturn gehen erst in der zweiten Nachthälfte auf und sind in östlicher Richtung am Morgenhimmel zu sehen. Der Mond erreicht die Vollmondstellung am 5.7., 4.8. und 2.9.; am 20.7., 19.8. und 17.9. ist Neumond.