Der Sternenhimmel im 4. Quartal 2002

Förderkreis Planetarium Göttingen

Zum Beginn des Quartals geben der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. (FPG) und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) wieder einen kurzen Überblick über den aktuellen Sternhimmel.


Sternschnuppenschauer am Morgen des 19. November

Als astronomischer Höhepunkt in diesem Quartal wird ein Sternschnuppen"schauer" am Morgen des 19. November erwartet. Sofern nicht gerade Wolken den Blick auf den Himmel versperren, sollte man daher am 19. November ein frühes Aufstehen einplanen. Gegen 5 Uhr morgends werden einige hundert Sternschnuppen pro Stunde am Himmel zu bestaunen sein.

Der Sternschnuppen"sturm" ist auf eine Staubwolke zurückzuführen, die zu diesem Zeitpunkt von der Erde auf ihrer Bahn um die Sonne durchquert wird. Sie ist ein Auflösungsprodukt des Kometen Tempel-Tuttle, der sich, ähnlich wie die Planeten, auf einer Bahn um die Sonne bewegt. Jedesmal wenn er sich dabei der Sonne nähert, verdampfen Teile des Kometen und werden in Form von kleinen Partikeln, Staub und Gas freigesetzt. Jedes Jahr Mitte November kreuzt die Erde dieses Gebiet, so dass Partikel und Staub auf die Erdatmosphäre treffen und darin verglühen. Deren Leuchtspuren bezeichnet man als Sternschnuppen.

Etwas alle 33 Jahre, das entspricht der Umlaufzeit des Kometen um die Sonne, befindet sich der Komet in Erdnähe. Da sich die meisten Staubteilchen in seiner Nähe aufhalten, kann dann auf der Erde ein richtiger Sternschnuppen"sturm" beobachtet werden. Während normalerweise etwa 10-20 Sternschnuppen pro Stunde auftreten, können dann einige hundert Sternschnuppen beobachtet werden. Da die Staubwolken aber recht klein sind, durchwandert die Erde sie innerhalb von etwa ein bis zwei Stunden. Nur während dieser relativ kurzen Zeit ist eine große Anzahl von Sternschnuppen zu sehen.

Die oben genannte Uhrzeit ist eine von Astronomen berechnete Schätzung. Sie muß nicht exakt stimmen. Deshalb ist es ratsam, die Beobachtung schon zwei bis drei Stunden früher zu beginnen. Um das Ereignis möglichst gut verfolgen zu können, ist ein dunkler Standort zu bevorzugen. Der fast volle Mond wird in diesem Jahr schon genug stören. Viele Sternschnuppen werden in Richtung Osten und Süden zu sehen sein. Deshalb ist eine freie Sicht in diese Richtungen von Vorteil.

Der Sternhimmel im Südosten am Morgen des 19. November um 5:30 Uhr ist auf nebenstehender Karte abgebildet. Hoch im Süden steht das Sternbild Zwillinge. Richtung Osten und Richtung Horizont folgt ihm das Sternbild Krebs. Dieses Sternbild besitzt leider nur schwach leuchtende Sterne. Danach folgt der Löwe. Gerade über dem Horizont findet sich das Sternbild Jungfrau. Allerdings dürfte man es bei den normalerweise hier herrschenden schlechten Sichtbedingungen in Horizontnähe ohne Sternkarte nicht finden.

Wenn man die Sternschnuppen beobachtet und deren leuchtende Bahnen rückwärts verlängert, stellt man fest, daß sich diese scheinbar alle im Sternbild Löwe vereinen. Alle Sternschnuppen scheinen aus diesem Bereich des Himmels zu kommen. Dies ist jedoch nur ein perspektivischer Effekt. Ähnliches kann beobachtet werden, wenn man mit einem Auto durch einen Schneesturm fährt. Alle Schneeflocken scheinen von einem Punkt vor dem Auto zu kommen. Da dieser Punkt bei den Sternschnuppen im Sternbild Löwe (lat. Leo) liegt, wird dieser Sternschnuppenstrom auch Leoniden genannt.

Der Sternenhimmel über Göttingen

Mond und Planeten

Während der Wartezeit auf die vielen Sternschnuppen besteht mit Hilfe eines Feldstechers die Möglichkeit, Jupiter und seine Monde zu beobachten. Er befindet sich Mitte November im Sternbild Krebs und ist aufgrund seiner Helligkeit nicht zu übersehen. Jupiter ist von Oktober bis Dezember ein Objekt für die zweite Nachthälfte. Allerdings geht er immer früher auf und damit wird er Anfang nächsten Jahres auch wieder am Abendhimmel zu bestaunen sein. Ähnlich wird es bei Mars ablaufen. Mitte November steht er schwach leuchtend um 5:30 Uhr nur knapp über dem Osthorizont. Daran wird sich bis Jahresende nur wenig ändern. Erst im kommenden Jahr hat Mars seinen großen Auftritt. Ab Mitte November kann am Morgenhimmel Venus (Aufgang am 19.11. um 5:11 Uhr) beobachtet werden. Bis Jahresende wird sie jeden Morgen früher aufgehen und als Morgenstern weithin sichtbar sein. Zwischen dem 10. und dem 19. Oktober ist Merkur am Morgenhimmel zu beobachten. Gute Horizontsicht vorausgesetzt, kann er zwischen 6:30 und 7:00 Uhr MESZ tief im Osten gefunden werden. Ein Objekt der ganzen Nacht wird Saturn im Laufe des Quartals. Geht er am 1.10. erst um 22:34 Uhr MESZ auf, so steigt er am 31.12. schon um 15:16 Uhr über den Horizont. Er wandert vom Sternbild Orion in das Sternbild Stier. Nach Jupiter und dem Stern Sirius ist Saturn das hellste Objekt am Nachthimmel.

Der Mond erreicht seine Vollmondstellung am 21.10., 20.11., und 19.12. und die Neumondphase am 6.10., 4.11. und 4.12.

Viel Spaß beim Beobachten!


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Letzte Änderung: 28. Juni 2002, KB