Der Sternenhimmel im 1. Quartal 2003

Förderkreis Planetarium Göttingen

Zum Beginn des Quartals geben der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. (FPG) und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) wieder einen kurzen Überblick über den aktuellen Sternhimmel.

Die Nächte zwischen Januar und März lassen die Sternbilder mit den hellsten und brilliantesten Sternen auftreten: Orion, Fuhrmann, Stier, Großer Hund, Kleiner Hund und Zwillinge. Gegen Mitternacht am 15. Januar bietet sich etwa folgender Himmelsanblick: Wesentliche Teile des aus den hellen Sternen Aldebaran, Capella, Pollux, Procyon, Sirius und Rigel gebildeten Wintersechseckes haben den Meridian soeben passiert. Wega, Hauptstern des Sommerdreiecks, hat ihre tiefste Stellung im Norden gerade hinter sich und strebt ihrem Aufstieg entgegen. Die Frühlingssternbilder haben den Himmel über dem Osthorizont bereits erobert. Die Herbststernbilder Andromeda, Perseus und Pegasus sind tief über dem Westhorizont nur teilweise sichtbar. Der geschilderte Himmelsanblick gilt ebenfalls gegen 22 Uhr am 15. Februar oder gegen 20 Uhr am 15. März.

Für Fernglas- oder Fernrohrbenutzer bietet der Winterhimmel einige lohnende Objekte: Der Offene Sternhaufen M35 in den Zwillingen sollte evtl. sogar mit bloßem Auge sichtbar sein. Die schöne Sternhaufenkette bestehend aus M37, M36 und M38 beim Fuhrmann-Fünfeck sollte keinem Fernglas vorenthalten bleiben! Ein nicht ganz so bekanntes Objekt ist der Reflexionsnebel M78 nahe des linken Gürtelsterns des Orions oder der Kugelsternhaufen M79 im Hasen unterhalb des Orions. Zum guten Schluss sei noch der Orionnebel M42 genannt. An dieser Stelle am Himmel blicken wir auf die uns am nächsten gelegene "Sternfabrik" des Universums. Energiereiche Strahlung einiger junger Sterne regt das sie umgebende Gas zum Leuchten an. Davon sehen wir am Himmel ein schwaches Nebelfleckchen mit freiem Auge. Doch schon im Fernglas werden Form und Struktur sichtbar!

Zu oben geschilderten Zeitpunkten steht das schöne Sternbild Zwillinge besonders günstig. Hier ein kleines Portrait:

Gemini, die Zwillinge

Die Sterne Castor (α Gem) und Pollux (β Gem) vertreten zwei Sagengestalten der griechischen Mythologie. Gleichzeitig sind sie auch Namensgeber für das Sternbild selbst, das, zwei Sternenketten ähnlich, an die Figuren der zwei nebeneinander liegenden Gestalten erinnern soll. Zurückgehend auf die Legende um Zeus, der als Schwan verwandelt die Leda verführte, zeigt das Sternbild den Halbgott Pollux und den Sterblichen Castor. Pollux oder Polledeuces stammt aus Zeus Verbindung mit Leda, Castor aus Ledas Verbindung mit ihrem Ehemann Tyndareos. Die beiden unzertrennlichen Brüder standen für ein "heldenhaftes" Leben, der eine als "Rossebändiger", der andere als Faustkämpfer. Ihr riskanter Lebenswandel begründete schließlich auch das Ende ihres irdischen Lebens. Gemeinsam raubten sie die Bräute des Idas von Leukippos und dessen Bruder, Phoebe und deren Schwester. Die räuberischen Brüder wurden daraufhin in einen Kampf verwickelt, an dessen Ende der Tod des Castor stand. Pollux erbat von Zeus, doch im Tode nicht vom Bruder getrennt zu werden. So befreite Zeus den sterblichen Bruder wenigstens zum Teil und versetzte beide als Symbol für Geschwisterliebe an den Himmel.

Bei Ovid heißt Castor auch Eques, was die Nähe zu einer Reiterfigur Reiter betont (Zum Vergleich Sternbild Equuleus, das Füllen). Der Name Pollux entstammt dem früheren Polluces, bei Ovid wird er dann zu Pugil. Beide Sterne wurden schon von den Babyloniern als Zwillinge gesehen, ebenfalls bei den Arabern, die die griechischen Sternbilder teilweise adoptierten. Die Perser nannten die beiden Sterne Du Kaikar („Die Zwei Figuren“). Die Ägypter bezeichneten sie als Horus der Ältere und Horus der Jüngere. Bei den Chinesen hießen beide Sterne zeitweilig Yin und Yang, angelehnt an die zwei Prinzipien des Seins. Bei Indianerstämmen Amerikas sah man an der Sternanordnung unterhalb von Pollux und Castor die Löcher zweier nebeneinander liegender Flöten.

Mond und Planeten im 1. Quartal

Merkur, der sonnennächste Planet, wartet zu Beginn des neuen Jahres mit einer Morgensichtbarkeit auf. Unter günstigen Bedingungen kann er zwischen dem 25.01 und 04.02. von ca. 7 Uhr bis ca. 7 Uhr 20 tief über dem Nordosthorizont gesichtet werden. Am 11.01. erreicht die Venus ihre größte westliche Elongation, d. h. ihren größten westlichen Abstand zur Sonne an der Himmelssphäre. Sie ist noch bis Ende Februar als strahlend helles Objekt am Morgenhimmel zu beobachten. Jupiter und Saturn sind fast die gesamte Nacht über sichtbar und beherrschen die Wintersternbilder. Jupiter steht am 02.02. im Krebs in Opposition zur Sonne. Mit einem scheinbaren Äquatordurchmesser von ca. 46 Bogensekunden ist er dann ein Paradeobjekt für Fernrohrbenutzer. Der Ringplanet Saturn stand noch im Dezember 2002 in Opposition und ist dank der großen Ringöffnung von gut 26 Grad das Vorzeigeobjekt in diesen Tagen. Vollmond ist am 18.01., 17.02. und 18.03, Neumond am 02.01., 01.02. und 03.03.

Astronomische Höhepunkte im Jahr 2003

Das kommende Jahr beschert dem Himmelsliebhaber gleich eine ganze Reihe seltener Ereignisse: Am 7. Mai wandert der Planet Merkur vor der Sonne vorbei (Merkurtransit). Dieses nur alle drei bis dreizehn Jahre stattfindende Ereignis ist von Mitteleuropa aus in voller Länge beobachtbar. Dazu ist allerdings ein wirksamer Sonnenschutz erforderlich. Zum Merkurtransit wird ausführlich bei der Sternenhimmelbesprechung des 2. Quartals berichtet. Ebenfalls im Mai, am 31., findet eine ringförmige Sonnenfinsternis statt, die in Deutschland als partielle Finsternis beobachtet werden kann, wobei knapp 90% der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt werden. Am 28. August steht der Planet Mars in Erdnähe in Opposition. Mit kleinen Fernrohren wird dann entsprechend viel Detail auf seiner Oberfläche sichtbar sein. Mars wird mit 25 Bogensekunden größer als Saturn und mehr als halb so groß wie Jupiter im Fernrohr erscheinen. In den Morgenstunden des 16. Mai und des 09. November wird jeweils eine totale Mondfinsternisse von Europa aus sichtbar sein.

Viel Spaß beim Beobachten!


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Letzte Änderung: 31. März 2003, KB