Der Sternenhimmel im 1. Quartal 2004

Förderkreis Planetarium Göttingen

Zum Beginn des Quartals geben der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. (FPG) und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) wieder einen kurzen Überblick über aktuelle astronomische Ereignisse und den Sternenhimmel.

Von Januar bis März präsentieren sich die Sternbilder mit den hellsten Sternen: Im Wintersechseck vom Großen Hund mit Sirius beginnend folgt der Kleine Hund mit dem Stern Procyon, nördlich die Zwillinge mit Pollux, dann der Fuhrmann mit Capella, der Stier mit Aldebaran in den Hyaden und schließlich Orion mit Rigel. Als Krone des Wintersechsecks kann zu recht Capella gelten. Als Stern mit 0,07 Magnituden steht Capella auf der Liste heller Sterne an Platz 6, Rigel folgt auf Platz 7.

Mitte Januar hat das Wintersechseck gegen Mitternacht den Meridian nahezu passiert. Im Westen sind noch einige Herbststernbilder um Pegasus und Andromeda über dem Horizont zu sehen. Wega, Hauptstern des Sommerdreiecks, hat ihre tiefste Stellung im Norden. Unter günstigen Bedingungen (Wetter/Standpunkt) kann man diese untere Kulmination von Wega direkt beobachten. Die Frühlingssternbilder stehen mit dem Löwen und der Wasserschlange bereits hoch über dem östlichen Horizont. Der geschilderte Himmelsanblick gilt ebenfalls für 22 Uhr am 15. Februar und 20 Uhr am 15. März.

Mit dem Fernglas lassen sich einige interessante Himmelsobjekte beobachten: Der schöne offene Sternhaufen M 35 in den Zwillingen und die Sternhaufenkette von M 37, M 36 bis M 38 in Richtung Fuhrmann. Zwei weniger bekannte Objekte sind der Reflexionsnebel M 78 nahe des linken Gürtelsterns im Orion und der Kugelsternhaufen M 79 im Hasen unterhalb des Orion. Der Orionnebel selbst, M 42 in Messiers Liste, ist das Paradeobjekt des Winterhimmels. Mit 1500 Lichtjahren Entfernung haben wir hier ein Sternentstehungsgebiet direkt „vor unserer Nase“. In starken Ferngläsern auf einem Stativ erscheint M 42 als prägnanter strukturierter Nebelfleck. Im Amateurfernrohr treten je nach Öffnung die Strukutren reicher und detailierter hervor. Farben bleiben der Fotografie oder der Verarbeitungstechnik per CCD bzw. Webcam vorbehalten.

Der Sternenhimmel über Göttingen


Sichtbarkeit der Planeten

Saturn erreicht am 31. Dezember 2003 seine Oppositionsstellung. Damit sind im Januar beste Beobachtungsmöglichkeiten für den Ringplaneten gegeben, der zudem hoch am Himmel steht. Mit einem Äquatordurchmesser von ca. 21 Bogensekunden ist Saturn derzeit ein Fernrohrobjekt ersten Ranges. Die Ringe erscheinen unter einem Blickwinkel von 25 Grad noch immer weit geöffnet. Sie sollten ab Vergrößerungen von 80, besser 100-fach deutlich hervortreten, ein stabiles Fernrohr vorausgesetzt.

Der Planet Venus erstrahlt das ganze Quartal über als auffällig helles Objekt im Südwesten bis Westen am frühen Abendhimmel. Nach Sonne und Mond ist die Venus das hellste Objekt am Himmel.

Zwischen Venus und Saturn steht der rötlich leuchtende Mars, der aufgrund seiner zunehmenden Entfernung von der Erde allerdings von Monat zu Monat schwächer und im Fernrohr kleiner erscheint.

Der Riesenplanet Jupiter steht am 04. März im Sternbild Löwe in Opposition. Damit herschen von Februar bis April 2004 die besten Beobachtungbedingungen für Fernrohrbesitzer. In einem kleinen auf einem Stativ befestigten Fernglas kann man bereits sehr eindrucksvoll die wechselnde Stellung der vier großen Jupitermonde verfolgen.

Bei sehr günstigen Beobachtungsbedingungen wird der Planet Merkur vom 11. bis 20. Januar 2004 in den Morgenstunden zwischen 7 Uhr und 7:30 Uhr knapp über dem Südosthorizont sichtbar sein. Deutlich besser sind die Chancen, den schwer zu beobachtenden Merkur vom 20. bis zum 30. März in den Abendstunden zwischen 19:20 Uhr (MEZ) und etwa 20:15 Uhr über der Sonnenuntergangsposition zu sichten.

Ende März gibt es damit die seltene Gelegenheit, alle mit bloßem Auge sichtbaren Planeten gleichzeitig am Abendhimmel zu beobachten.

Mondphasen:

Vollmond: 07.01., 06.02., 07.03.

Neumond: 21.01., 20.02., 20.03.


400 Jahre Johannes Bayers URANOMETRIA

Alpha Centauri, Gamma Trianguli, wer kennt diese Sternbezeichnungen aus Sciencefictionfilmen oder der phantastischen Literatur nicht? Spätestens bei der Lektüre eines Astronomiebuches oder einer Sternkarte werden wir mit Bayers Terminologie konfrontiert. Johannes Bayer (1578-1625) lebte in Augsburg und schuf als erster Sternkarten (als Uranometria 1603 veröffentlicht) mit einer erweiterten Nomenklatur der Sterne. Er verwandte die Buchstaben des griechischen Alphabets mit dem lateinischen Genitiv des zugehörigen Sternbildes für eine erste systematische Benennung der Sterne über den Eigennamen einiger weniger Sterne hinaus.

So wird aus Deneb im Schwan (lat.: Cygnus) bei Bayer Alpha Cygni. Darüberhinaus waren Bayers Karten recht akkurat und wurden bis in spätere Jahrhunderte hinein benutzt. 6 Jahre nach Bayers Kartographie begann das Fernrohrzeitalter und John Flamsteed verwandte für seine Kartographien ein ähnliches Prinzip, nun abgeändert mit Zahlen (Historia Coelestis Britannica 1725). Noch Friedrich-Wilhelm Argelander sah sich Anfang des 19. Jahrhundert zu seiner „Bonner Durchmusterung“ durch den Augsburger Kollegen motiviert. Bei näherem Hinsehen, etwa beim Großen Bären oder bei den Zwillingen meint man Bayers Ordnung jedoch nicht sauber eingehalten zu sehen. Eigentlich sollte der hellste Stern Alpha, der Zweithellste Beta, der Dritthellste Gamma usw. genannt werden. Diesem Kriterium ist Bayer aber nur grob gefolgt. Laut Bayers Aufzeichnungen legte er für seine Bezeichnungen mehrfache Kriterien zugunde. So gab er z. B. bei sehr auffälligen Sternbildern der Anordnung der Sterne den Vorrang: Die Sterne des Großen Wagen (in Ursa Major) sind daher von West nach Ost benannt!

Viel Spaß beim Beobachten!


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Letzte Änderung: 23. Dezember 2003, KB