Der Sternenhimmel im 3. Quartal 2004

Förderkreis Planetarium Göttingen

Zum Beginn des Quartals geben der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. (FPG) und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) wieder einen kurzen Überblick über aktuelle astronomische Ereignisse und den Sternenhimmel.

Nach einem spektakulären ersten Halbjahr, welches uns u.a. die Abendsichtbarkeit von fünf Planeten, eine Mondfinsternis, und natürlich den Durchgang der Venus vor der Sonne beschert hat, kehrt nun wieder etwas "Ruhe" am Firmament ein. Trotzdem lohnt sich ein Blick nach oben. Auch wenn das Wetter im Moment Zweifel aufkommen lässt: wir haben Sommer auf der Nordhalbkugel und dies zeigt sich auch an den zur Zeit sichtbaren Sternen. Hoch im Süden findet man am abendlichen Himmel (22 Uhr MESZ am 15. August) das bekannte Sommerdreieck, welches aus den drei hellsten Sternen der Konstellationen Leier, Schwan und Adler gebildet wird.

Der Sternenhimmel über Göttingen

Wega, der Hauptstern in der Leier, ist ca. 25 Lichtjahre entfernt und damit nach den Massstäben der Astronomen ein Objekt in unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft. Nach Sirius, der nur im Winter zu sehen ist, und Arktur, den man jetzt noch am Westhimmel findet, ist Wega der hellste Stern, der von unseren Breiten aus gesehen werden kann. Abgesehen von Wega ist die Leier ein kleines und unscheinbares Sternbild. Nur unter guten Sichtbedingungen und fernab des störenden Lichts der Stadt wird man erkennen, dass vier schwache Sterne südostlich der Wega ein relativ markantes Parallelogramm bilden. Zwischen den unteren beiden Sternen findet man auch in einem leistungsfähigen Teleskop den berühmten Ringnebel (M57) in der Leier. Es handelt sich dabei um die von einem Stern am Ende seines Lebens abgestossene Gashülle. Wesentlich auffälliger und grösser als die Leier ist der Schwan. Die hellsten Sterne bilden eine Kreuz weswegen dieses Sternbild inoffiziell auch gerne als "Kreuz des Nordens" bezeichnet wird (das bekannte Kreuz des Südens ist in unseren Breiten niemals sichtbar). Hellster Stern der Figur ist Deneb. Im Gegensatz zu Wega ist Deneb aber nicht aufgrund seiner relativ geringen Distanz ein auffälliger Stern. Vielmehr handelt es sich um einen der hellsten Sterne unserer Milchstrasse überhaupt. Deneb ist etwa 10000 mal heller als die Sonne und über 50 mal weiter von uns entfernt als Wega in der Leier. Insbesondere für den ungeübten Himmelsbeobachter eignet sich Deneb hervorrragend als Startpunkt für eine kleine Reise durch die Milchstraße. Selbst unter mässigen Sichtbedingungen zeigt ein Blick durch ein einfaches Fernglas eine Unmenge schwacher Sterne in der Umgebung von Deneb und man kann in Richtung auf den dritten Stern des Sommerdreiecks, Atair im Adler, leicht einige besonders helle Teile unserer Heimatgalaxie durchstöbern. Bewegt man sein Fernglas hingegen nach Osten oder Westen wird man nach und nach immer weniger Sterne im Gesichtsfeld finden. Auf dem Lande und bei besonders klarem Himmel wird man die Milchstraße auch von Mitteleuropa aus jetzt gut mit bloßem Auge verfolgen können.

Der Ringnebel M57 in der Leier
Der Ringnebel M57 in der Leier. Aufnahme K. Jäger mit dem 2.7m-Teleskop des McDonald-Observatorium in Texas (USA).

Von den hellen Planeten ist etwa bis Mitte August am Abendhimmel lediglich noch Jupiter zu finden. Man findet ihn als hellstes Objekt im Westen. Ein schöner Anblick ergibt sich am 21.Juli, wenn der zunehmende Mond in seiner Nähe steht. Das nach Sonne und Mond hellste Gestirn, der Planet Venus, ist hingegen nur am morgendlichen Osthimmel zu sehen. Ab Mitte August tritt dort auch wieder der Ringplanet Saturn in Erscheinung. Man kann dann verfolgen, wie sich Venus immer mehr Saturn nähert und ihn am 1. September passiert. Dies ist natürlich keine wirkliche räumliche Nähe der beiden Planeten, sondern erscheint uns nur in der Projektion als enge Begegnung. Besonders schön ist der Anblick am 12. und 13. August, wenn sich der abnehmende Mond an beiden Planeten vorbei bewegt. Der rote Planet Mars ist während des gesamten Zeitraums unbeobachtbar, da er mit der Sonne am Taghimmel steht. Der sonnennächste Planet Merkur kann immerhin im mittleren Monatsdrittel des September vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel gesehen werden.

Um den 12. August herum ist auch wieder mit relativ vielen Sternschnuppen zu rechnen. Dann passiert die Erde die Bahn der Perseidenmeteoriten. Die Bedingungen sind günstig, da der 12. August in eine Neumondphase fällt und wir deshalb dunkle Nächte haben werden.

Neumond ist am 17.7., am 16.8. und am 14.9. Vollmond ist am 2.7., 31.7., 30.8., und 28.9. Am 22. September ist Tag-und Nachtgleiche und es beginnt der Herbst.

Viel Spaß beim Beobachten!


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Letzte Änderung: 10. September 2004, KR