Der Sternenhimmel im 2. Quartal 2005

Förderkreis Planetarium Göttingen

Zum Beginn des Quartals geben der Förderkreis Planetarium Göttingen e.V. (FPG) und die Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG) wieder einen kurzen Überblick über aktuelle astronomische Ereignisse und den Sternenhimmel.

Raumsonde Huygens auf Saturnmond Titan gelandet

Doch zuerst ein kurzer Rückblick. Am 14. Januar ist es der europäischen und der amerikanischen Raumfahrtbehörde gelungen, erstmals eine unbemannte Raumsonde heil auf dem Saturnmond Titan landen zu lassen. Huygens, so der Name der Landekapsel, war zusammen mit dem Mutterschiff Cassini zum Saturnsystem geflogen. Dort sollen wissenschaftliche Untersuchungen des Planeten sowie seiner Ringe und Monde durchgeführt werden. Während die ersten Bilder von der Oberfläche des Titan schon wenige Stunden nach der Landung von Huygens um die Welt gegangen sind, wird die wissenschaftliche Auswertung noch viele Jahre in Anspruch nehmen.

Eine erste Durchsicht der Bilder und der anderen Daten ließ die Wissenschaftler bereits aufhorchen. So scheint es auf Titan Gebiete zu geben, die denen irdischer Flusssysteme stark ähneln. Doch was soll dort entlang geflossen sein? Für Wasser ist die Temperatur mit -179 Grad Celsius viel zu niedrig. Eine erste Vermutung ist, das flüssiges Methan die Stelle von Wasser eingenommen hat. Methan wird auf Titan aus dem Boden freigesetzt, der nicht wie auf der Erde aus Gestein, sondern wahrscheinlich hauptsächlich aus Wassereis und organischen Verunreinigungen besteht. Auch die Atmosphäre Titans enthält viel mehr Methan als die Erdatmosphäre.

Doch dies ist nur eine von vielen Fragen, die sich aufgetan haben. Von der vollständigen Auswertung der Daten erhoffen sich die Wissenschaftler u. a. Aufschlüsse über die Entstehung des Titan und des Saturnsystems insgesamt. Aber mindestens genausoviele neue Fragen werden auftauchen, die vielleicht in einer späteren Planetenmission geklärt werden können.

Saturn und Jupiter am Abendhimmel

So nahe wie Cassini-Huygens wird kein Mensch in den nächsten Jahren dem Planeten Saturn und seinen Monden kommen. Doch auch von der Erde aus läßt sich ein Blick auf den Saturn werfen. Noch bis etwa Mitte Juni steht Saturn am Abendhimmel. Im April ist er nach Dämmerungsende hoch über dem Südhorizont als heller Punkt im Sternbild Zwillinge zu finden. Er steht dabei unterhalb der beiden hellsten Sterne (Kastor und Pollux) des Sternbildes. Anfang Juni befindet sich Saturn bereits am Ende der Dämmerungszeit nur noch knapp über dem West-Nordwest-Horizont. Besonders im April und Mai ist es noch einfach, mit einem größeren Feldstecher den Saturnmond Titan zu beobachten. Bei Beobachtungen an mehreren aufeinander folgenden Abenden ist die Bewegung von Titan um den Saturn sehr schön zu verfolgen. Wenn Saturn im Juni nur noch knapp über dem Horizont steht, wird es mit einem Feldstecher sehr schwer, Titan im Dunst auszumachen.

Saturn ist aber nicht der einzige Planet, der im 2. Quartal zu sehen ist. Auch Jupiter, der größte Planet im Sonnensystem, kann sehr gut beobachtet werden. Am 3. April befindet sich Jupiter in Opposition zur Sonne. Er steht dann, von der Erde aus gesehen, der Sonne genau gegenüber und steigt über den Osthorizont, wenn die Sonne untergeht. Etwa eine Stunde später ist er aus dem Horizontdunst herausgewandert und kann in seiner ganzen Pracht beobachtet werden. Ein Feldstecher zeigt neben dem Planeten selbst seine vier größten Monde. Den ganzen April und Mai hindurch kann Jupiter die gesamte Nacht über verfolgt werden und steht als strahlender Punkt im Sternbild Jungfrau. Ende Juni verabschiedet sich Jupiter aus der zweiten Nachthälfte und geht bereits gegen 1 Uhr MESZ unter.

Langsam wird es auch wieder interessant, den Mars zu beobachten. In den folgenden Monaten wird der Planet immer heller. Da sich Erde und Mars mehr und mehr nähern, wird in dieser Zeit auch das scheinbare Planetenscheibchen immer größer. Doch richtig gut zu sehen sein wird er erst im Herbst. Momentan ist Mars ein Planet für Frühaufsteher, da er im gesamten Quartal erst nach Mitternacht aufgeht.

Während Venus zu Jahresbeginn noch sehr schön am Morgenhimmel zu sehen war, ist sie im April überhaupt nicht zu beobachten. Sie wandert zusammen mit der Sonne über den Tageshimmel. Erst ab der zweiten Maihälfte kann sie am Abendhimmel über dem Westhorizont aufgesucht werden.

Der sonnennächste Planet Merkur zeigt sich weder im April noch im Mai. Erst Ende Juni ist er für wenige Tage am Abendhimmel auffindbar. Doch auch dazu sollte besser ein Feldstecher verwendet werden. Während dieser Sichtbarkeitsperiode, die etwa vom 22. bis zum 26. Juni dauert, wird der Planet nur wenige Grade über dem West-Nordwest-Horizont zu sehen sein. Einen Versuch, ihn zu finden, sollte man wagen, da sich zur gleichen Zeit ganz nahe bei ihm die Planeten Saturn und Venus befinden. Venus kann gut als Aufsuchhilfe für die anderen beiden Planeten verwendet werden, da sie deutlich heller ist.

Der Sternenhimmel über Göttingen

Der Sternenhimmel

Da der Sommer immer näher rückt, werden die Nächte immer kürzer. Am 21. Juni um 8:46 MESZ steht die Sonne im Sommerpunkt. Die Sternkarte zeigt den Nachthimmel um Mitte Mai gegen Mitternacht Sommerzeit. Tief im Westen steht der Saturn im Sternbild Zwillinge. Höher und weiter gen Süden findet sich das Frühlingssternbild Löwe. Hoch über dem Südhorizont steht das Sternbild Bootes mit dem hellen Stern Arkturus. Er ist leicht zu finden, wenn man den Kreisbogen der Deichselsterne des Großen Wagens verlängert. Führt man den Kreisbogen von Arkturus kommend weiter in Richtung Horizont, dann trifft man auf einen weiteren hellen Stern, Spica, im Sternbild Jungfrau. Diesem wird aber vom hellen Jupiter, etwas westlich (also rechts) davon, die Show gestohlen. Über dem Osthorizont gehen nun die Sommersternbilder wie z. B. Adler, Schlangenträger, Schwan und Leier auf.

Im 2. Quartal ist an folgenden Tagen Vollmond: 24.4., 23.5. und 22.6. Neumond ist jeweils etwa zwei Wochen früher, also am 8.4., 8.5. und am 6.6.

Viel Spaß beim Beobachten!


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Letzte Änderung: 25. März 2005, KB